Herr Scheuren, wie sind Sie zum Filmen gekommen?
Ich habe schon als Schüler gerne mit der Super-8-Kamera meines Vaters im Urlaub gedreht und gerne fotografiert. Ein Film für einen Videowettbewerb, den ich zusammen mit einem Zivildienstfreund gemacht hatte, brachte mich schließlich zum Fernsehen. Ich lernte mit Anfang 20 Kamera und Schnitt und später über Praktika bei Lokalsendern in und um München mein journalistisches Handwerk. Ich habe dann Kommunikationswissenschaften in München studiert. Filmerisch aber reifte ich in der Redaktion Galileo beim Sender ProSieben, wo ich die Chance bekommen habe, längere Dokumentationen für das Fernsehen zu machen.
Welche Themen begeistern Sie?
Es sind die Geschichten, die einen berühren, über Menschen die vor besonderen Herausforderungen stehen und diese auf besondere Weise meistern: Über einen Mann, der seinen verstorbenen Bruder vom Gipfel eines Achttausenders birgt. Oder über einen Mann, der gegen die anscheinend unausrottbare Tradition der Verstümmelung von Frauen kämpft. Oder auch über einen Mann, der nach einem Lawinenunglück seinen Plan, auf den Gipfel zu gehen, überdenken muss. Es sind diese Geschichten, die das Leben schreibt, authentisch und ergreifend.
Wo filmen Sie am liebsten?
Am liebsten in den Bergen und Wäldern. Gerne in der Wildnis. Wenn es auch noch kalt ist und viel Schnee hat, umso besser. Auf Platz zwei meiner Lieblingsorte liegen alte Fabriken oder Industriegebäude. Diese haben eine eigentümliche Anziehungskraft auf mich. Wer schon mal in einer Eisengießerei oder in einer Glashütte gewesen ist, kann diese Faszination sicher verstehen.
Inspiriert Sie Ihre Heimat Valley?
Die Weite, das Grün, das Wasser – ob in Alaska oder in der Mongolei, vieles dort hat mich an meine Heimat Valley erinnert. Ich hab hier ein wirkliches Zuhause, bin umgeben von freundlichen Nachbarn. Ich finde Valley gemütlich und habe hier den Raum, in dem ich schöpferisch tätig sein kann. Am liebsten sitze ich oben auf dem Fentberg und schaue rüber zu den Schlierseer Bergen. Wenn ich diesen Rückzugsort nicht hätte, könnte ich nicht dauerhaft kreativ sein. Beim Spazierengehen durch die Wälder kommen mir die besten Ideen.
Text: Daniela-Lieselotte Martin